Montag, 6. Januar 2020

Ab Dienstag in der Klinik



Ich habe mir nun lang und breit Gedanken zum Thema Klinik Behandlung gemacht. Habe mit Freunden, Bekannten und der Familie gesprochen und natürlich auch mit meinen Therapeuten. 
Tatsächlich habe ich auch ganz unerwartet von einigen Leuten Feedback bekommen die selbst wegen einer Depression oder anderen psychischen Problemen in stationärer Behandlung waren.
Das war schon sehr hilfreich dabei eine Entscheidung zu treffen.

Lange Rede kurzer Sinn:
Ab Dienstag dem 07.01.20 um 10 Uhr begebe ich mich in stationäre Behandlung. Wie lange das geht weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich hoffe aber, dass es wenigstens hilft.

Wie das Schicksal immer so spielt sind hier natürlich gerade beide Kinder krank. Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen, weil ich meinen Mann nun mit den beiden allein lassen muss. Nicht weil er sich nicht um seine kranken Kinder kümmern könnte. Aber einfacher macht es das ganze trotzdem nicht!

Mit meiner Arbeit habe ich alles geklärt. Für Januar werde ich im Dienstplan einfach nicht eingesetzt und wenn nötig, dann auch nicht im Februar. Sobald ich mich wieder gesund genug fühle, soll ich mich melden. Da ich ja sowieso nur für die Zeit bezahlt werde in der ich auch wirklich arbeite, ist das für die kein Problem.

Ich habe so langsam angefangen meine Tasche zu packen. Kleidung, Handy, Ladekabel, die Switch… was nimmt man denn da so mit? Was braucht man da? Das ich nicht weiß wie lange ich bleiben werde macht es nicht einfacher. Außerdem gibt es sehr unterschiedliche Aussagen im Netz zu der Frage ob man sein Handy nun behalten darf oder nicht. Ob man jedes Wochenende nach Hause darf oder nicht und auch sonst wie das nun abläuft. Das ist wohl einfach von Klinik zu Klinik unterschiedlich.

Zum Glück ist es in meinen Kopf aktuell still und leer, sonst wäre ich wohl irgendwie nervös. So mache ich mir nur Sorgen was Wichtiges zu vergessen und meine Kinder „zurück zu lassen“. Ich versuche zumindest meine 4-Jährige schon seit ein paar Tagen darauf vorzubereiten, dass ich bald eine Weile weg bin. Es wird sich zeigen ob es was gebracht hat oder nicht.

Mir will kein gutes Schlusswort einfallen. Darum schreibe ich einfach mal:
Mal sehen wie es wird. Ich schreibe hier spätestens etwas, wenn ich wieder zuhause bin.

Dienstag, 12. November 2019

Stationäre Therapie?


Triggerwarnung: Depression 

Ich bin aktuell in Gesprächstherapie. Schon seit vielen Monaten. Alle 2 Wochen sitze ich bei meinen Therapeut und… naja… rede eben. Bei diesen Therapeut bin ich bereits seit ich damals 2011 angefangen habe meine Depression zu behandeln. Natürlich nicht durchgängig aber im Laufe der Zeit eben immer mal wieder.

Früher hatte ich das Gefühl das mir diese Termine sehr helfen. Danach ging es mir besser. Wir haben Verhaltensweise und Strategien besprochen um besser mit der Depression umzugehen oder auch überhaupt zu erkennen das ich gerade in eine depressive Phase schliddere. So gesehen haben diese Termine mir also nicht nur direkt geholfen, sondern auch auf lange Sicht mir geholfen meine Depression im Griff zu behalten.

Inzwischen habe ich dieses Gefühl nicht mehr. Im besten Fall fühle ich mich danach genau wie vorher, häufig fühlte ich mich nach den Terminen aber irgendwie immer schlechter als vorher. Nicht mal weil die Gespräche irgendwie belastend wären. Viel mehr kommen sie mir schlicht sinnlos vor. Es gibt nach all den Jahren einfach keine Strategien mehr zu besprechen. Mich schlicht über etwas auszukotzen ist nicht Sinn der Sache und hilft mir auch nicht. Es fühlt sich nicht mehr an als würde es irgendeinen Schritt nach vorne gehen. Stattdessen habe ich das Gefühl dort einfach meine Zeit zu verschwenden.

Auch mein Therapeut ist aufgefallen das es nicht mehr bergauf geht seit einigen Monaten.
Das haben wir nun mehrfach thematisiert und heute ist dann erstmals das Thema Klinik aufgekommen. Er möchte das ich mich stationär behandeln lasse. Er glaubt das ich eine Therapie abseits von meinem Alltag brauche. Abseits der Kinder und Abseits der alltäglichen Pflichten. Neben der Therapie ist er auch der Meinung, dass meine Medikamente umgestellt werden müssen, da ich nun einfach seit 8 Jahren dasselbe Medikament nehme und er erhebliche Zweifel daran hat, dass diese überhaupt noch einen positiven Effekt haben. Aufgrund meines schlechten Zustandes und meiner Neigung zu Suizidgedanken rät er aber dringend davon ab eine solche Umstellung anzugehen ohne stationären Aufenthalt.

Tja was soll ich sagen? Da saß ich also nun und wir redeten eine geschlagene Stunde über diese Möglichkeit. Eigentlich sogar länger, denn er überzog meine Zeit diesmal deutlich. Außerdem gab er mir seine Handynummer und erklärte mir, ich könne ihn immer anrufen, wenn es nötig ist. Selbst nachts um 2. Als ich versuchte zu erklären das ich nie auch nur auf die Idee kommen würde ihn nachts anzurufen, sagte er mir ich soll das ernst nehmen.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich davon halten soll. Ich meine: Ja, mir geht es schlecht.
Aber kommt wirklich irgendjemand auf die Idee seinen Therapeuten mitten in der Nacht anzurufen, wenn es ihn schlecht geht? Wenn überhaupt würde ich vermutlich eher den Krisendienst anrufen.
Außerdem weiß ich auch nicht was ich von der Klinik-Idee halten soll.

So einfach ist sowas auch gar nicht. Außer Haus schlafen ist sowieso nicht meins. Hier müssen trotzdem Kinder versorgt werden und die Kita-Zeiten der Kinder sind nicht 100 % Übereinstimmend mit den Arbeitszeiten meines Mannes. Der Gedanke das eventuell jemand Fremdes meine Kinder zwischenzeitlich betreut widerstrebt mir sehr. Und wie lange bleibt man in so einer Behandlung in der Klinik? Wie oft kann ich da meine Kinder sehen? Was ist mit all den Terminen und Planungen die man nun mal gerade zum Ende des Jahres hat? Außerdem arbeite ich nur auf Minijob-Basis. Wenn ich nicht arbeite, dann verdiene ich auch kein Geld. Krankschreibung hin oder her.

Das alles geht mir alles durch den Kopf. Der nächste Termin beim Therapeuten ist wieder in 2 Wochen. Bis dahin sollte ich mir das ganze durch den Kopf gehen lassen… Ehrlich gesagt finde ich das sehr anstrengend gerade und alles in mir sträubt sich gegen eine stationäre Behandlung…

Dienstag, 5. November 2019

Ein kleiner Einblick in mein depressives Denkmuster

Triggerwarnung: Depression, Suizidgedanken



Ich habe alle alten Beiträge auf privat gestellt. Vor langer Zeit schon. Ich werde sie vermutlich früher oder später löschen. Weil sie einfach aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Ich mag aber den Namen des Blogs, also bleibt er bestehen und wenn er schonmal da ist, dann kann ich ihn auch nutzen. Also, auf ein Neues. 

Ein Einblick in meinen Kopf also...

Warum? Weil es mir hilft meine Gedanken, meine Gefühle auszuformulieren und nach außen zu tragen. Zumindest manchmal.
Und es soll ja tatsächlich Leute geben, die sowas interessiert.

Aktuell befinde ich mich in einer tiefen depressiven Phase.
Die schlimmste und tiefste depressive Episode seit Jahren.

In dieser Phase gibt es meinen Kopf… meine Gedanken… im Grunde in 2 verschiedenen Formen.

Die 1. ist die Laute.
Nicht ich bin laut. Sondern in meinem Kopf ist es laut. Ich höre keine Stimmen in klassischen Sinnen, ich bin nicht Schizophren. Trotzdem beschreibe ich das als Stimmen in meinen Kopf. Es fühlt sich so an als wäre es laut in meinen Kopf. Da ist Etwas das auf mich einredet. Dieses Etwas sind genau genommen sehr viele Etwase. Wie gesagt, keine Stimmen im klassischen Sinne. Es sind Gedanken und auch wenn sie sich oft fremd anfühlen (und in meinen Kopf auch immer männlich klingen), so weiß ich durchaus, dass es meine eigenen Gedanken sind. Sie plappern unentwegt auf mich auf ein und im Grunde haben sie nichts Gutes zu sagen.

Dieser Lärm in meinen Kopf macht mich an manchen Tagen wirklich wahnsinnig. Das ist kein Dauerzustand. Wenn es mir gut geht, dann ist auch in meinen Kopf alles normal. Dann kann ich meine Gedanken bündeln, sie klar formulieren, abwägen und sie abstellen. Also jedenfalls den Teil den ich aktiv wahrnehme.

Wenn die Depression immer stärker wird, dann verliere ich diese Kontrolle. Sie werden wirsch, laut, unstrukturiert. Kurz: Belastend. Ich kann sie nicht sortieren, ich kann sie nicht zum schweigen bringen und ich kann sie auch nicht ausblenden. Ich weiß das es meine Gedanken sind. Die, die ich normalerweise nicht ausspreche, die die ich normalerweise nicht zulassen will und auch die, von denen ich weiß das sie falsch sind. Doch sie fühlen sich fremd an. Als kämen sie von außerhalb. In dieser Phase kommen die ersten zaghaften Suizidgedanken.

Der Lärm kommt nicht von heute auf morgen. Schon bei kleineren Down Phasen (die ich regelmäßig habe) kommen die ersten, sanften Stimmen. Es ist dann auch kein dauerndes Geplapper, sondern es sind hier und da ein paar bissige Kommentare in meinen Kopf, die nur für mich bestimmt sind. Ehrlich gesagt kommt das so oft vor, das ich es inzwischen fast als normal Zustand akzeptiert habe. Als Depressiver bin ich eben selbst mein größter Feind.

Im laufe der Zeit einer depressiven Phase werden es mehr. Es kann Wochen oder Monate dauern bis aus den vereinzelnten Kommentaren in meinen Kopf ein belastender Lärm wird und oft kommt es nicht so weit. Häufig werden die bissigen Kommentare mehr, es fängt an lästig zu werden und dann, dann wird es weniger. Es schwillt wieder ab, ich kann es ausblenden, ignorieren.
Oder aber es wird schlimmer. Dann folgt die 2. Form.

Die 2. Form ist die Stille.
Keine angenehme Ruhe. Sondern absolute Stille ich meinen Kopf. Wo vorher noch überall Stimmen, Gedanken und Gefühle waren, ist nun nichts mehr. Es ist still. Erschreckend still. Ich fühle nichts mehr. Alles um mich herum ist wie in Watte gepackt. Das betrifft nicht nur meine Gedanken, auch die Farben um mich herum… die Welt ist plötzlich so grau und farblos… die Geräusche… alles ist so gedämpft, als wäre es weit weg. Es fühlt sich an als wäre man ganz allein. Alles ist mir dann egal.

Ich habe heute noch nichts gegessen? Egal.
Ich habe seit 2 Wochen nicht geduscht? Egal.

In dieser Phase interessiert mich dann auch nicht mehr ob ich meine Medikamente heute schon genommen habe oder nicht. Oder ob ich sie gestern genommen habe. Habe ich sie diese Woche überhaupt schon genommen? Ach.. egal. Die Stille in meinen Kopf ist nicht so absolut wie sie sich anfühlt. Da sind Gedanken. Nur noch ein klarer Gedanke der sich immer im Kreis dreht. Jede Kleinigkeit wird „zerdenkt“ bis ich vergessen habe worum es eigentlich ging.

Auch die Suizidgedanken sind nun sehr zentral. Sie sind klar in meinen Kopf formuliert. Von der „ich will nicht mehr Leben“ Phase wechselt es sehr schnell zu einer konkreten Planung. Wie? Wo? Wann? Was brauche ich? Was muss ich beachten? Das sind keine neuen Gedanken. Eigentlich ist der „Plan“ schon seit vielen Jahren in meinen Kopf gespeichert. Ich habe mich schon vor langer Zeit entschieden wie, wann, wo etc. Aber auch diese Planung wird dann immer und immer wieder durchgekaut. Der Gedanke ist klar formuliert, aber es dreht sich im Kreis. Immer und Immer wieder. Oft tue ich gar nichts anderes als nachdenken. Dabei sitze ich auf den Sofa oder liege im Bett und trotzdem fühle ich mich am ende des Tages völlig geschafft. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Dieses zerdenken von allen ist unglaublich anstrengend, so erschöpfend.

Aktuell befinde ich mich noch in der 1. Phase. Aber ich spüre bereits wie es in die 2. Phase übergeht. Wie aus dem Lärm langsam immer mal wieder Stille wird. Nur für ein paar Stunden, bevor es dann wieder laut wird. Aber trotzdem kann ich nichts tun. Ich fühle mich wie ein gefangener meiner Selbst. Als wäre ich ein unbeteiligter Zuschauer der sich das ganze anschaut. Und selbst das zuschauen kostet einfach soviel Kraft. Mal sehen wann die Stille länger als nur für ein paar Stunden pro Tag bleibt.